Aktion Gewalt - nein danke !!!
  Gewalt und Rassismus - Was kann ich tun?
 
Was kann jeder einzelne im Alltag gegen Gewalt und Rassismus tun kann.

Wenn du selber bedroht oder angegriffen wirst:

Bereite Dich vor!

Bereite dich auf mögliche Bedrohungssituationen seelisch vor:
Spiel Situationen für dich allein und im Gespräch mit anderen durch. Werde dir grundsätzlich
klar darüber, zu welchem persönlichen Risiko du bereit bist. Es ist besser, sofort die Polizei
zu alarmieren und Hilfe herbeizuholen als sich nicht für oder gegen das Eingreifen entscheiden
zu können und gar nichts zu tun.

Bleib ruhig!

Panik und Hektik vermeiden und möglichst keine hastigen Bewegungen machen, die reflexartige
Reaktionen herausfordern könnten. Wenn ich 'in mir ruhe', bin ich kreativer in meinen Handlungen
und wirke meist auch auf andere Beteiligte beruhigend

Werde aktiv !


Wichtig ist, sich von der Angst nicht lähmen zu lassen.
Eine Kleinigkeit zu tun ist besser, als über große Heldentaten nachzudenken.
Wenn du Zeuge/in von Gewalt bist: Zeig, daß du bereit bist, gemäß deinen Möglichkeiten e
inzugreifen. Ein einziger Schritt, ein kurzes Ansprechen, jede Aktion verändert die Situation
und kann andere dazu anregen, ihrerseits einzugreifen.

Geh aus der dir zugewiesenen Opferrolle!

Wenn du angegriffen wirst: Flehe nicht und verhalte dich nicht unterwürfig. Sei dir über deine
Prioritäten im klaren und zeige deutlich, was du willst. Ergreif die Initiative, um die
Situation in deinem Sinne zu prägen.

Halte den Kontakt zum/r Angreifer/in!
Stelle Blickkontakt her und versuche, Kommunikation herzustellen bzw. aufrechtzuerhalten.

Reden und zuhören!

Teile das Offensichtliche mit, sprich ruhig, laut und deutlich. Hör zu, was dein/e Gegner/in
bzw.Angreifer/in sagt. Aus seinen/ihren Antworten kannst du deine nächsten Schritte ableiten.
Nicht drohen oder beleidigen!
Mach keine geringschätzigen Äußerungen über den/die Angreifer/in. Versuche nicht, ihn/sie
einzuschüchtern, ihm/ihr zu drohen oder Angst zu machen. Kritisier das Verhalten, aber werte
ihn/sie persönlich nicht ab (Klar in der Sprache – mäßigend im Ton).

Hole dir Hilfe!

Sprich nicht eine anonyme Masse an, sondern einzelne Personen. Dies gilt sowohl für Opfer als
auch für Zuschauer/innen. Sie sind bereit zu helfen, wenn jemand anderes den ersten Schritt
macht oder sie persönlich angesprochen werden.

Tu das Unerwartete!

Fall aus der Rolle, sei kreativ und nutz den Überraschungseffekt zu deinem Vorteil aus.
Vermeide möglichst jeden Körperkontakt!
Wenn du jemandem zu Hilfe kommst, vermeide es möglichst, den/die Angreifer/in anzufassen, es
sei denn, ihr seid in der Überzahl, so daß ihr jemanden beruhigend festhalten könnt.
Körperkontakt ist in der Regel eine Grenzüberschreitung, die zu weiterer Gewalt führen kann.
Wenn nötig, nimm lieber direkten Kontakt zum Opfer auf.

Aktives gewaltfreies Verhalten ist erlernbar.

Indem wir uns unsere Ängste und Handlungsgrenzen bewußt machen, erfahren wir gleichzeitig
auch mehr über den Bereich, der zwischen diesen Grenzen liegt. Oft unterschätzen wir die
Vielfalt unserer Möglichkeiten. In Rollenspielen und konkreten Übungen zum Umfang mit direkter
Gewalt können wir neue kreative Antworten auf Konfliktsituationen entdecken. Gewalt- und
Rassismus- Deeskalationstrainings* bieten uns die Chance, bisher ungewohntes Verhalten
auszuprobieren, einzuüben und auf seine Wirkungen hin zu überprüfen.

In der Öffentlichkeit:

Mach den Mund auf wenn du Zeuge von rassistischen Beschimpfungen und erniedrigenden Witzen wirst.
Widerspreche laut und deutlich.

Laß nicht zu, dass im Gespräch über Ausländer/innen oder Flüchtlinge eine verhetzende Sprache
gebraucht wird.

Weise darauf hin, dass niemand ohne Not seine Heimat verlässt und die Fluchtursachen sehr
vielfältig sind.

Laßt Leute aus Zuwandererfamilien und Flüchtlinge zu Wort kommen und schafft Gelegenheiten,
in denen Deutsche und solche Leute sich begegnen und verständigen können.

Wende dich mit Leserbriefen gegen rassistische Aktionen und diskriminierende Berichterstattungen
 in der Zeitung. Setz dich in solchen Briefen für ein Zusammenleben der Bevölkerung ein.

Fordere die Abgeordneten deines Wahlkreises auf, sich eindeutig gegen Gewalt und Rassismus zu
wenden. Politiker/innen haben Vorbildfunktion.

Wende dich an die Medien, wenn diese eine Sprache oder Bilder verwenden, die Diskriminierung
fördern, erzeugen oder billigen.

Nimm die Ängste und Probleme, die Menschen in deiner Nähe mit 'Ausländer/innen' haben, ernst
und respektiere sie. Greife die Ängste und Probleme auf und versuche, sie mit Sachargumenten
zu entkräften. Jemand, der Angst, Bedenken oder Probleme hat, ist noch lange kein Rassist.

Stelle Strafanzeige bei der Polizei, wenn du mitbekommst, dass in deiner Umgebung rechtsextre
mistische Lieder, Computerspiele, Zeitschriften, Propaganda usw. kursieren.

Informiere über
deine Beobachtungen die verantwortlichen Parteien und Politiker/innen in deiner Stadt und
frage nach, was sie unternehmen werden.

In der Fußgängerzone:

Laß dich in rassistischen oder gewalttätigen Situationen nicht provozieren! Gewalt entsteht
oft, weil ein Wort das andere gibt.

Dutze die Angreifer/in nicht. Andere Passanten könnten leicht einen rein privaten Konflikt
vermuten.

Übernimm die 'Ruder', sprich andere Anwesende direkt und persönlich an: >Hallo, Sie da im
grünen Mantel, bitte helfen die mir, rufen sie sofort die Polizei!' Wenn diese/r Passant/in
darauf reagiert, dann ist meist der Knoten geplatzt und der sogenannte Schneeballeffekt tritt
ein. Jetzt kannst Du auch andere Passant/innen aktivieren.

Für die Randalierer/innen wird jetzt die Situation schwierig. Sie sind überrascht, denn bisher
war ihre Erfahrung, dass die Menschen gleichgültig oder verschüchtert reagieren.

Wichtig:

Eine Anzeige bildet erfahrungsgemäß den besten Schutz vor erneuten rassistischen
Gewalttaten, da die Täter/innen durch polizeiliche Ermittlungen und Gerichtsverfahren
erhebliche Unannehmlichkeiten zu befürchten haben. Gewalttäter/innen müssen wissen, dass sie
für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen werden.

Die Polizei ist rund um die Uhr da.

In der Bahn, im Bus:

In der Bahn, im Bus usw. wird jemand angegriffen, erniedrigt, verletzt. Die Mitfahrenden sind
schockiert oder eingeschüchtert, sie wissen nicht, wie sie sich verhalten sollen. Folgendes
kannst du tun:
Du kannst den/die Fahrer/in auffordern, die Polizei zu rufen. Er/sie ist verpflichtet, dies zu
tun. Sonst kann er/sie wegen unterlassener Hilfeleistung belangt werden.

Wenn du nicht direkt zum/zur Fahrer/in gelangen kannst, kannst du diejenigen, die vorne sitzen,
 laut anschreien: 'Der Fahrer soll die Polizei informieren'.

Du kannst andere Mitfahrende auffordern, mit dir laut zu pfeifen und zu rufen. 'Hört auf, hört
auf!' Anfangs machen dabei wenige, dann in der Runde immer mehr mit. Jetzt wird die Situation für
Gewalttäter/innen riskant, weil sie unüberschaubar und unberechenbar ist. Sie scheuen das
Risiko und versuchen wahrscheinlich sich vom Ort des Geschehens zu entfernen.

Je nach Sachlage und Situation kannst du auch den/die Fahrer/in auffordern, die Türen
abzusperren, so dass sich die Täter/innen nicht entfernen können, bis die Polizei ankommt.

Es ist wichtig, möglichst viele Mitfahrenden direkt anzusprechen und in die Verantwortung zu
nehmen – um so stärker ist die Wirkung gegenüber den Angreifer/innen!

Im Kindergarten und in der Schule:

Frage Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, wie sie sich für Verständigung
einsetzen und was sie gegen Gewalt und Rassismus unternehmen. Gleiches gilt für Elternbeiräte,
Klassenpflegschaften, Schulkonferenzen. Meistens macht es Sinn, die Anfrage
schriftlich zu stellen und später nachzuhaken.

Überprüft eure Beteiligung an dem Projekt 'Schule Ohne Rassismus'.
Fragt nach (und gebt Hinweise), ob Gewalt- und Rassismus- Deeskalationstrainings durchgeführt
und angeboten werden.

In der Nachbarschaft:

Sorge alleine oder mit anderen dafür, dass rassistische Parolen an Brücken, Mauern usw.
beseitigt (oder verändert) werden. (So kann z.B. aus 'Ausländer raus' leicht 'Deutsche und
Ausländer raus zum 1. Mai' o.ä. werden).

Frage schriftlich bei der Polizei an, was sie gegen rassistische Parolen unternimmt.

Eröffne Leuten aus Zuwandererfamilien und Flüchtlingen Treffpunkte (z.B. im kirchlichen
Gemeindehaus, im Kulturzentrum, im Sport-Cafe usw.).

Unterstütze die Selbstorganisationen von Flüchtlingen und von Leuten aus Zuwandererfamilien.

Bei Schlägereien:

Wenn Kinder, Jugendliche oder Erwachsene sich schlagen, schlage Alarm, mach Krach, stell
Öffentlichkeit (aus sicherer Entfernung) her.

Mach andere auf die Schlägerei aufmerksam und schick sie los, um Hilfe oder die Polizei zu holen.

Gewalttäter/innen haben Angst wieder erkannt und zur Rechenschaft gezogen zu werden. Also
sprich sie direkt an (wenn Du einen Namen gehört hast) oder benenne deutliche
Wiedererkennungsmerkmale: 'Du mit der Stirnglatze, wir kennen dich, -hör auf ... wir haben
schon die Polizei angerufen ...'

Viele Kinder und Jugendlichen behaupten, zur Rede gestellt, 'alles wäre nur ein Spaß' gewesen.
Sie werden schnell nachdenklich, wenn du die vorausgegangene 'Gewalt' beim Namen nennen kannst:
'Dann lass mal deinen Arm sehen, den roten Fleck (die blutende Lippe, das blaue Auge, die
zerrissene Hose usw.), nennst du das einen Spaß? Ich nenne das Körperverletzung ...' (und
schon bist du in der Offensive).

Im Betrieb und bei der Arbeit:

Diskutiere mit deinen Kolleg/innen, ob sie dir bei deinen Vorhaben zur Verständigung helfen
können und warum du das (was du machst) tust.

Nutzt eure Betriebszeitung, um über das Leben und die Geschichte von Leuten aus
Zuwanderfamilien und Flüchtlingen zu berichten.

Unterstützt Solidaritätsaktionen und berichtet darüber.

Im Restaurant oder in der Kneipe:

Du bekommst mit, wie einige über die andere herziehen, sie beleidigen oder angreifen. Oder sie
fangen an, rassistische Sprüche und Witze abzulassen. Wenn jemand versucht, die Leute zur
Vernunft zu bringen, zeigen sie möglicherweise mit einem zackig gebrüllten 'Heil Hitler',
wer in dieser Kneipe das Sagen hat. Möglicherweise werden sie sogar gewalttätig und fangen an,
'ausländisch' aussehenden Gäste anzupöbeln.

Hol dir Hilfe!
Bitte andere Gäste, gleichzeitig mit mehreren aufzustehen. Stellt euch, wenn
ihr eine deutliche Mehrheit seit, zwischen oder um die Randalierer und fordert sie gemeinsam
auf, aufzuhören.

Du kannst zum/r Wirt/in oder zu Gästen gehen und ihn/sie bitten, die Polizei anzurufen.
Der/die Wirt/in hat die Pflicht, Straftaten in seinem Lokal zu verhindern.
Wenn er/sie dieses Verhalten seiner Gäste duldet, kann ihn/ihr das die Lizenz kosten.

Du kannst die Polizei selber anrufen und vor der Gaststätte auf sie warten. Da kannst du in
Ruhe erklären, was passiert ist.

In deiner Stadt, Bezirk, Dorf oder Gemeinde:

Tritt dafür ein, dass das Thema 'Verständigung mit Minderheiten' in den Bereichen Kinder- und
Jugendarbeit, Schule, Kultur, Theater, Museen und Konzerte eingebunden und berücksichtigt wird.

Frage die Vereine (am besten schriftlich), wie viele Leute aus Zuwandererfamilien und
Flüchtlinge bei ihnen Mitglied sind.

Versuche bei öffentlichen Veranstaltungen, Personen aus der Wirtschaft, Gewerkschaft, Kultur,
Wissenschaft, Kirche, Initiativen, Stadt und Politik an einen 'Runden Tisch' zu bekommen.

Organisiere Veranstaltungen, insbesondere zum Tag des Flüchtlings.

Zu guter letzt,  in der Kirche und in deiner Religionsgemeinschaft:

Feiert all eure Feste mit Angehörigen anderer Religionen und ladet sie dazu ein. L
aßt euch
selber zu Festtagen anderer Religionen einladen, betone dabei das Gemeinsame und den Respekt
vor dem anderen.

Bitte den Vorstand deiner Kirche oder Religionsgemeinschaft, den anderen Gemeinschaften zu
deren Festen einen Brief mit Gratulation zu schreiben; mach es mit Deiner Gruppe selber.

Nehmt Kinder und Jugendliche aus Flüchtlings- und Zuwandererfamilien mit in Eure
Ferienprojekte und Gruppen. Bietet ihnen Raum für Freizeit und ehrenamtliches Engagement.
 
  Start der Webseite war am 14.09.2008  
 


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